Pilotprojekt gegen europaweites Bienensterben aus Nottuln
IT-Spezialisten entwickeln einzigartiges Stammbuch
– bereits 5.300 Bienenvölker registriert
Ein Anruf in der Mittagszeit. Am Telefon der Agentur im Münsterland ist die „Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker“. „Der bitte was?“ Hakt Tom-Patrick Kummann noch einmal nach. „Buckfastimker“ hatte der IT-Spezialist der Nottulner Medienagentur 361gradmedien noch nie gehört. Und auch sonst bringt das sich dort anbahnende Projekt einiges an neuen Erkenntnissen mit sich. Rassebienen, das geben die Unternehmer augenzwinkernd zu, sind für die IT-Abteilung Neuland.
361gradmedien ist spezialisiert auf die professionelle Erstellung von Internetseiten und die Programmierung individueller Software. Viele Arbeitsstunden, viele Problemlösungen und viel Know-how der Medienschmiede aus Nottuln sind seither in das europäische Pilotprojekt geflossen.
So fremd die damit verbundene Tierwelt ist, so vertraut ist die technische Struktur hinter dem eigentlichen Projekt. Die Bienenzüchter benötigen eine Zuchtdatenbank, um die gigantischen Mengen an Informationen über ihre Bienenvölker einzupflegen. Stammbäume müssen verwaltet, Zuchtlinien nachgehalten und Königinnen wollen sinnvoll gepaart werden. „Eine Art DatingApp für Bienenköniginnen“, schmunzelt Niels Dietrich von der Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker. „Europaweit stehen wir Züchter vor ähnlichen Herausforderungen.“ Darum habe der Dachverband die Initiative ergriffen und sich an die Medien-Spezialisten von 361gradmedien in Nottuln gewandt.
Mit Jahresbeginn startet somit für Projektleiter Tom-Patrick Kummann eine Reise in eine ganz neue Welt. Schnell wird klar: das Bienenprojekt hält etliche Herausforderungen parat. „Die Bienenzucht ist ein ganz eigener Bereich und dazu hochsensibel“, berichtet der Programmierer. Ziel ist es, dass die Bienenzüchter in ganz Europa ihre bislang analog geführten Datenbanken digitalisieren können. Abstammungen, Belegstellen, bis hin zu den Charaktereigenschaften der Tiere – die Datenmengen sind enorm umfangreich. Ein Mammutprojekt.
Zwei Monate dauerte es, bis die ersten Züchter testweise Daten einpflegen konnten. „Inzwischen haben bereits rund 600 Züchter die Stammbäume ihrer Königinnen eingetragen“, berichtet Kummann.
„In Nottuln laufen somit die Informationen von weit über 5.300 Bienenvölkern aus ganz Europa zusammen.“
Die Hilfe kommt zur rechten Zeit, denn Umwelteinflüsse, Insektizide und Milbenbefall zwingen Züchter immer stärker zur professionellen Kooperation mit anderen Züchtern. Gleichzeitig birgt eine sinkende Zahl an Bienenvölkern eine ganz neue Gefahr. Weniger Völker erhöhen das Risiko einer Inzucht-Depression. Statt sich mit fremden Völkern zu paaren, treffen Königinnen auf Drohnen ihres eigenen Volks. Genetische Probleme können die Folge sein, welche unter Umständen das ganze Volk verenden lassen.
In einem weiteren Schritt hoffen die Bienenzüchter auch auf einen zusätzlichen Effekt durch die Digitalisierung Ihres Datensystems: „Der Einstieg für jüngere Generationen an interessierten Nachwuchszüchtern wird so viel leichter“, schaut Niels Dietrich hoffnungsvoll in die Zukunft. „Jüngere Züchter können sich leichter einbringen, überregional Kontakte knüpfen und sogar mobil vom Smartphone aus die Daten ihrer Völker pflegen“.
„Als Vorstand haben wir die Entscheidung getroffen, mit der Firma 361gradmedien eine tragfähige Datenbank unter dem Dach der GdeB allen Mitgliedern und Buckfastzüchtern kostenlos zur Verfügung zu stellen, finanziert durch Spendengelder. Die Datenbank geht jetzt an den Start, und sie ist spitzenmäßig.“
GdeB Zuchtkoordinator Peter Spieker, aus „Der Buckfastimker“ 01/2021
International gewinnt das Projekt immer mehr Beachtung. Aktuell können Züchter auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch die Seite nutzen. Demnächst sollen weitere Sprachen hinzukommen.
Weiterführende Links: GdeB Zuchtdatenbank: https://buckfast-pedigree.eu
Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker e.V.: https://gdeb.eu
361gradmedien OHG: https://361gradmedien.de
Pressemitteilung August 2021