Buckfastzucht ist Pedigreezucht

Die Buckfastbiene ist eine Kunstrasse die von Bruder Adam über viele Generationen von Bienenköniginnen mittels Kreuzungszucht und Kombinationszucht gezüchtet wurde. In der Zucht unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten der Zucht:

geschlossener Genpool

im geschlossenen Genpool wird gezüchtet, wenn immer wieder Bienenherkünfte gleicher Rasse (biologisch Unterart) mit einander verpaart werden. Das führt zu einer immer engeren Verwandschaften innerhalb der Rasse *.

offener Genpool

Die Buckfastbiene ist eine Rasse die aus der Kombination Biologisch verschiedener Unterarten der Apis melifera gezüchtet wurde. So wurden die besten Eigenschaften der Unterarten dem Buckfaststamm durch Kreuzungszucht hinzugefügt. Bei dieser Zuchtart ist es unumgänglich die Herkünfte der Ahnen zu kennen, wenn auch hier die letzten 3 - 7 Generationen nur züchterich interessant sind, können in der Buckfastzucht die Ahnen über viele Generationen zurück verfolgt werden. Die bekannteste Zuchtlinie ist hier warscheinlich die Sinop 62, eine Zuchtlinie der von Bruder Adam 1962 importierten Anatolika. Auch wenn von den ursprünglichen Genen warscheinlich nichts mehr vorhanden ist, zeigt diese Linie doch, dass sie über viele Generationen zu den "besten" Bienenvölkern gezählt hat.

Pedigree Datenbank der GdeB Beurteilung Bienenvölker
































Allgemeines zur Beurteilung von Bienenvölkern

Zuchtverbände, auch die Buckfastimker, benötigen eine einheitliche Auswertung und Beurteilung von Bienenvölkern.  Beispiel Sanftmut: Eine 6 als Höchstbenotung könnte bedeuten:

„auf Rauch kann bei der Bearbeitung das ganze Jahr über verzichtet werden, keine Biene sticht, fliegt auf oder verhält sich aggressiv“.

Für den Praktiker, ob Berufs- oder Hobbyimker der Bienenvölker zu allen Jahres- und Tageszeiten bearbeitet, auch wenn das Wetter für die Bienen nicht optimal ist oder in unterschiedlichen Klima und Trachtzonen, wirken derartige fixe Benotungsschemen oft befremdlich. Zusätzlich ist die Wabengröße zu beachten, es ist ein Unterschied ob ein Volk in einer Dadant-Beute, Deutsch-Normalmaß oder einem Mini-Plus Magazin beurteilt wird (siehe Foto - zum vergrößern anklicken). Aber eine objektive Auswertung von Bienenvölkern nach starren Schemen ist kaum möglich.

Die Haltungsbedingungen und Betriebsweisen der Imker von Bienenvölkern variieren wie in keinem anderen Bereich der Tierhaltung, je nach Jahr, Standort, Kleinklima, zufällige Vegetation, natürliche konstante Vegetation, Temperaturgefälle, Bodenverhältnissen und Feuchtigkeit (die wiederum abhängig sind von der jeweiligen Jahres Witterung und Klima). Diesen Gegebenheiten sind alle Eigenschaften der Bienenvölker unterworfen, nicht nur der Honigertrag. Im hohen Masse auch die anderen Eigenschaften wie die Sanftmut, das Schwarmverhalten und die Vitalität. Denn die Vitalität und Krankheitsresistenz von Bienen und Brut stehen in einer direkten Beziehung zum jeweiligen Pollen- und Nektarangebot sowie den klimatischen Gegebenheiten (Standort).

Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, die gesamte Auslesepraxis, wie sie seit Bruder Adam Anwendung findet, verständlich zu machen. Die Beurteilungskriterien sind dem obiger Bild, die auch den Züchtern der Buckfastbiene als Vorlage dient, entnommen (Beurteilung von Bienenvölkern in der Pedigree Datenbank der GdeB).

Beurteilt werden die Eigenschaften der Bienenvölker mit einem Notensystem von 1 bis 6. Wobei die 6 die beste Note ist, die aber nur selten vergeben werden kann, weil die

 

6 bedeutet Zuchtziel erreicht.

 

Buckfast Bienenvölker werden in verschiedenen Kategorien Beurteilt

  1. Vitalität - Bienen, Brut und Überwinterung
  2. Verhalten - Sanftmut, Schwarmträgheit, Fruchtbarkeit und Wabenstetigkeit
  3. Ertrag - Frühtracht, Sommertracht und Spättracht
  4. Wabenbau - Wirrbau und Verwendung von Propolis
  5. Hygieneverhalten
  6. Varroaschäden
  7. SMR - Protokoll Kirchhain
  8. VSH -

 

 

Ertrag Frühjahr, Ertrag Sommer, Ertrag Herbst (Spättracht)

Erläuterungen Ertrag

Im Ertrag spiegelt sich (sofern die Natur mitspielt) das Zusammenspiel aller leistungsbezogenen Faktoren wieder. Ertragsfähigkeit selbst ist nicht eine Komponente die züchterisch direkt zu beeinflussen ist.  Wir müssen uns vielmehr auf indirekte Parameter verlassen. In den vorhergehenden Abschnitten wurden die wesentlichen bereits angesprochen, wie Krankheitsfestigkeit, Vitalität, Schwarmträgheit und vor allem auch Fruchtbarkeit. Hinzu kommen natürlich die schwerer definierbaren Eigenschaften wie Fleiß und Findigkeit der Sammelbienen sowie deren Flugkraft. Diese machen letzten Endes, besonders während der Sommertracht, die Ertragsunterschiede aus. Der Standort ist dabei entscheident über die Menge. Die Zuchtmütter sollten alle über den Standdurchschnitt liegen. Verglichen sollten auch die Schwestergruppen werden, die auf verschiedenen Ständen stehen.

Bewertung Ertrag

Erträge lassen sich genau messen. Aber nicht von Stand zu Stand übertragen, auch nicht auf wenige Kilometer. Standesmittelwerte wären die Lösung.  Problem: Mit wenigen Völkern ist ein Standort heute oft nicht repräsentativ bezüglich Zuchtmaterial des Betriebes.  Zufällig 3 schlechte Völker auf einem Stand lassen Mittelmäßigkeit zum Spitzenwert hochschießen. Und Umgekehrt. Damit die Errechnung von Standesmittelwerten einen Sinn ergeben würde, bedarf es 30 bis 40 Völker pro Berechnungsbasis.

Interessanter sind die Gruppenmittelwerte (alle Töchter einer Zuchtmutter) über alle Stände.  Diese werden bei uns dann auch errechnet.

Praxis: 8 bis 12 Völker verschaffen einen Überblick über die Trachtverhältnisse auf dem Stand. In der Regel bietet sich folgendes Bild: 1 oder 2 Völker heben sich deutlich ab, sie erhalten eine gute/sehr gute Benotung. Deutlich abfallende Völker werden deklassiert . Der Rest ist Mittel. Erfaßt wird bei jeder Ernte.

Zuchtziel Ertrag

Bedarf keiner Interpretation. Selbst aus ökologischer Sicht kann man keine begründeten Bedenken gegen Höchstleistungen bei Bienenvölkern einwenden. Höchstleistungen bei Bienenvölkern stellen das „harmonische Zusammenspiel aller leistungsbezogenen Elemente“ dar (Bruder Adam), inklusive dem der Trachtpflanzen und den klimatischen Gegebenheiten. Das Zuchtziel besteht aber nicht einseitig in der Erzielung absoluter Höchstleistung, sondern der Arbeits- und Zeitaufwand pro Bienenvolk bestimmt genauso die tatsächliche Betriebsleistung mit. Ein konkretes Beispiel: Die Kapazität einer Imkerei wird entschieden bestimmt durch die Arbeitsspitze verursacht durch das Schwarmverhalten der Völker.  Ist Höchstleistung, etwa über eine übermäßige Vitalität der Einzelbiene, gekoppelt an einen nicht zu bewältigenden Schwarmtrieb, so kann diese sich als unwirtschaftlich erweisen.  Abgesehen von dem nicht zu bewältigenden Arbeitspensum kann nämlich Schwarmdusel im entscheidenden Moment auch erhebliche Ertragseinbußen verursachen. Dies, obwohl solche Völker, nach arbeitsintensiven Eingriffen, in Spättrachten Höchsterträge bringen können.

Aktueller Stand Ertrag

Die Buckfast zählt weltweit zu den leistungsfähigsten Zuchtstämmen überhaupt. Bestätigt wird dies nicht zuletzt durch die Tatsache, daß die Berufsimker aller Kontinente sich mehrheitlich dieser Biene bedienen.

Wirrbau

Erläuterungen Wirrbau

Die Neigung alle Waben der Nisthöhle mit Wachsbrücken zu stabilisieren hat in der Natur gewiß ihre Berechtigung. In modernen Bienenkästen ist sie überflüssig und behindert die Arbeit. Diese lästige Eigenschaft läßt sich durch konsequente Auslese relativ gut abstellen. Bei Auskreuzung sowie bei unkontrollierter Standbegattung geht sie aber schnell wieder verloren. Stehen Völker in einer guten Tracht unter Raummangel, wird selbstverständlich von allen Bienen jeder freie Raum verbaut und mit Nektar gefüllt. Dieser Notbau und die Neigung zum spontanen Verbauen darf man nicht verwechseln.

Bewertung Wirrbau

Zweckmäßig bewertet man nicht bei Volltracht, sondern eher bei mäßiger Tracht und in Trachtpausen. Höchstbenotungen bekommen Völker, welche trotz guter Tracht am Absperrgitter keine und zwischen den Honigräumen kaum Wachsbrücken errichten.  Deklassiert werden Völker, welche trotz ausreichend Raum, trotz Baugelegenheit scheinbar ohne Grund das Absperrgitter und die Beutenzwischenräume mit Wachbrücken belegen.

Zuchtziel

Völker welche bei richtiger Beutenkonstruktion am Absperrgitter und zwischen den Zargen keinerlei Wildbau errichten lassen sich nicht nur schnell bearbeiten, das lästige, ethisch und ästhetisch verwerfliche

Bienengequetsche entbleibt auch vollständig.

Aktueller Stand

Der Buckfaststamm ist der einzige bekannte Bienenstamm, bei dem bezüglich dieser Eigenschaft überhaupt einer Auslese erfolgt.  Entsprechend hoch liegt das Zuchtniveau im Vergleich zu anderen Zuchtrassen.

Propolis

Erläuterungen Propolis

Als Propolis bezeichnet man jene harzigen und balsamischen Substanzen mit zäher Konsistenz, die von den Bienen von jungen Knospen verschiedener Pflanzenarten aufgenommen und in den Stock getragen werden.  Diese Stoffe werden durch beimengen von Sekretionen der Bienen aus deren Halsdrüsen umgewandelt und angereichert.  Im Bienenvolk wirkt die Propolis keimhemmend.  Es benötigt eine gewisse Menge Propolis, um damit unzugängliche/unkontrollierbare Stellen der Behausung zu verschließen sowie um den gesamten Wabenbau laufend zu sterilisieren.  Bei der Bearbeitung von Bienenvölkern ist Propolis aufgrund seiner klebrigen Beschaffenheit störend.  Aus Kleidern sind Propolisflecken nicht mehr zu entfernen.

Im Propolissammeln verhalten sich die Bienenvölker verschieden.  Einige Rassen, z. B.  die Anatolier, sammeln das ganze Jahr über enorme Mengen.  Die dunkle Biene sammelt wohl ähnlich viel, aber erst ab Spätsommer.  Die Carnica verwendet im Laufe der Saison eher eine Gemisch aus Wachs und Propolis, im Spätsommer erst reine Propolis.

Bewertung

Völker, welche vor der Einwinterung (August) bereits größere Mengen an Propolis sammeln, werden schlecht benotet.  Im September/ Oktober, bei der Abnahme der Futtertröge, bietet sich eine gute Gelegenheit die Völker eines Standes miteinander zu vergleichen.

Zuchtziel

Die absolute Unterdrückung des Propolissammeltriebes wäre unnatürlich und für das Bienenvolk gewiß schädlich.  Entsprechend trachten wir nach einem eher verhaltenen Sammeltrieb, der sich vor allem kaum vor Ende der Saison bemerkbar macht.  Idealvölker entfernen im Frühjahr den Großteil der Propolis von den Rähmchen (hobeln des Beuteninnenraumes).

Aktueller Stand

Der Buckfaststamm ist der einzige bekannte Bienenstamm, bei dem bezüglich dieser Eigenschaft überhaupt einer Auslese erfolgt.  Entsprechend hoch liegt das Zuchtniveau im Vergleich zu anderen Zuchtrassen.

Überwinterung der Bienenvölker

Die Umweiselung unserer Ertragsvölker erfolgt im September/Oktober oder/und März/April.  Sämtliche überdurchschnittlich guten Königinnen verbleiben aber vorerst auf den Ständen in den Ertragsvölkern.  Die zweite Überwinterung und die Frühjahrsentwicklung sind wichtige Auslesekriterien für die Zuchtmütter. Nach erfolgter zweiter Überwinterung werden die besten dieser Königinnen bei Ende der Frühtracht mitsamt drei Brutwaben und einer Deckwabe zum Zuchtstand gebracht. Sie dienen dort als Zuchtmütter.

Bewertung

Mittels Wage werden alle unsere Völker Ende September auf ein einheitliches Gewicht gebracht.  Im Januar wird auf unseren Ständen generell eine Totenfallkontrolle durchgeführt.  Ein besonderes Augenmerk haben hier natürlich Völker mit potentiellen Zuchtmüttern.  Im zeitigen Frühjahr wird die Zehrung im Vergleich zur Volksstärke bewertet.  Völker, welche zu übermäßiger Winterbrut neigen vergeuden bekanntlich ihre Volkssubstanz.  Unter Volkssubstanz verstehe ich nicht nur die Bienen sondern genauso die Vorräte an Pollen und Futter.  Im günstigsten Fall kann Winterbrut einher gehen mit übergroßer Volksstärke nach der Überwinterung und Futtermangel, im ungünstigen Fall aber in der Folge mit Anzeichen von Faktorenkrankheiten, z. B. Nosematose (Siehe auch unter „Vitalität Bienen“).

Zuchtziel

Möglichst ausgedehnter Brutstopp, sparsamer Umgang mit der Volkssubstanz in der inaktiven Zeit. Honigraumreife ab Ende April (vor Beginn der Obstblüte) ohne jede Verstärkungsmaßnahmen.

Aktueller Stand

Entgegen vielen anderslautenden Berichten neigt die reine Buckfast bei uns zu einem frühen Brutstopp, ab etwa Mitte Oktober sind die meisten Völker brutfrei.  Unabhängig der Außenwitterung pflegen alle Völker nach Mitte Januar hingegen Brut, und zwar unabhängig von der Rasse, auch die Buckfast.  Kreuzungen verhalten sich oft anders.  Nicht immer führt aber die Heterosis bei Kreuzungen zu vermehrter Winterbrut, wie unsere Medakreuzungen klar bewiesen.  Winterverluste beschränken sich auf einige wenige weisellose Völker.

Varroabefall SMR und VSH

Erläuterungen

Die Zucht auf verbesserte Varroatoleranz steckt in den Kinderschuhen.  Die Grundlagenforschung bezüglich diesem Parasiten bringt Jahr für Jahr neue Erkenntnisse.  Überall bemüht man sich derzeit um den Aufbau von Arbeitsgruppen „Varroatoleranzzucht“.  Auch die GdeB verfolgt verschiedene Möglichkeiten.

Bewertung

Nach der Behandlung im August jeden Jahres wurde bisher der Abfall an Milben abgeschätzt, und die Völker pro Stand benotet.  Die Zukunft muß zeigen, ob neue indirekte Parameter hinzugezogen werden.

Interessant sind m.E. Völker, welche bei hohem Brutumsatz einen geringen oder nur mäßigen Befall aufweisen.  Genauso interessant sind Völker, welche bei hohem Invasionsdruck von außen (durch unbehandelte Völker in der Umgebung) und bei darauffolgend starkem Eigenbefall keinerlei Anzeichen von Sekundärinfektionen zeigen.

Zuchtziel

Das Zuchtziel ist klar: Völker, welche ohne medikamentöse Behandlung überleben.

Aktueller Stand

Derzeit sind keinerlei Anzeichen wirklicher Resistenz sichtbar.  Dieser Status gilt für alle Zuchtrassen Europas.  Einziger Lichtblick: Mußten wir zu Beginn der Varroa- Epidemie, Anfang der 80er Jahre, völkerrettende Behandlungsmaßnahmen regelmäßig gegen Mitte Juli einleiten, so zeigen sich heute keinerlei sichtbaren Schäden an den Völkern vor Mitte August.

Schlußbemerkung

Ich hoffe mit diesen Zeilen einen Beitrag zum besseren Verständnis der Auslese von Bienenvölkern geleistet zu haben.  Mit einer ständigen Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis werden wir uns wohl oder übel abfinden müssen.  Die Auslese von Bienenvölkern ist komplex, für Außenstehende oft nicht transparent.  Das eigentliche Problem besteht in der Tatsache, daß man in der Auslesepraxis von Bienenvölkern zu keiner sinnvollen Norm kommt.  Je mehr man die Zusammenhänge zu verstehen sucht, je komplizierter und verwirrter wird die Materie.  Selbst dann wenn man, wie hier, populationsgenetische und biogenetische Aspekte der Züchtung vorerst außer acht läßt.

Eine seriöse Zuchtauslese bedingt in jedem Fall vor allem die exakte Erfassung des Phänotypus und der Lebenslage der einzelnen Völker (und Linien) des jeweiligen Bestandes oder Betriebes.  Dies wiederum setzt voraus, dass regelmäßig und konsequent der ganze Bestand durchgearbeitet und bewertet wird, und zwar durch ein und die selbe Person.  Dem menschlichen Aufnahmevermögen sind aber Grenzen gesetzt.  Diese Grenzen stellen eine der Schranken dar, denen jeder seriös geführter Zuchtbetrieb unterliegt.

Auch mit dieser Tatsache werden wir Vorlieb nehmen müssen.

 

* Rasse = in Züchterkreisen wird der Begriff Rasse für eine mittels Zuchtauslese bearbeitenten Unterart allgemein benutzt